Ladeninhaber
Werner Lehnert; Baujahr 1965; Maschinenschlosser; Maschinenbau-Ingenieur
Seit Herbst 2010 hat mein Fahrradladen geöffnet und damit hat sich ein Jugendtraum erfüllt. Aber wie ist es dazu gekommen:
Nach dem sehr, sehr schlechten Abitur hatte ich die Nase voll von der Schule und ging erst einmal arbeiten. Die Idee Kameramann zu werden wurde durch die Ausbildung zum Fotolaboranten zerstört, die ich nach 6 Monaten wieder beendete. Aber Aushilfsarbeiten zwischendurch im Sondermaschinenbau zeigten mir meinen weiteren Weg.
Nach der Ausbildung zum Maschinenschlosser und der Arbeit als Geselle studierte ich. Maschinenbau an der TFH-Berlin, und bestand die Püfung mit Auszeichnung.
Die folgenden 15 Jahre verbrachte ich bei einem Hersteller von Luxusautomobilen als Fertigungsplaner, Prozessoptimierer und die letzten Jahre als Lean-Production-Expert. Der kulturelle Wandel im Unternehmen in diesen Jahren und mein Unvermögen überzeugend “Ja” zu sagen, wenn ich “Nein” denke, erschwerte mir zunehmend die Arbeit. Der Versuch, diese mit Unterrichten an der Stätte meines Studiums anzureichern, funktionierte zwar, bestätigte aber noch mehr, dass ich etwas ändern muss. Natürlich reagiert auch irgendwann der Körper auf solche Spannungen. Spätestens dies zwang mich, meine Arbeit, aber auch viele liebe Kollegen zu verlassen und anders neu zu starten.
Als Abgrenzung und um den neuen Weg zu finden, setzte ich mich auf das Fahrrad und fuhr einfach mal Richtung Süden.
Berlin – Bad Reichenhall – Innsbruck – Brenner – Gardasee – Genua – Nizza – Marseille – Barcelona – Valencia – Cartagena – Malaga – Gibraltar – Faro – und ein paar Ausflüge ins Hinterland, genug Zeit zum Nachdenken. Bilder dazu gibt es hier.
Und das brachte mich dann auf einen alten Traum. Nicht mehr nur als Hobby, sondern als Beruf mit Fahrrädern und Menschen zu arbeiten. Wenn nicht jetzt, wann denn sonst. Und so meldete ich mein Geschäft bei der Handwerkskammer an und legte los.
Nun bin ich mit meinem Laden im Kiez gut aufgenommen worden und arbeite nicht weniger als früher, aber mit viel mehr Freude und dem Gefühl, etwas Vernünftiges zu tun, und ich bin wieder gespannt auf die nächsten Jahre.
Mitarbeiter
Seit kurzer Zeit unterstützen mich Uli und Lothar
Zu Uli:
Als Handwerker geboren und dann doch etwas anderes gelernt. Aber warum soll man denn nicht auch später noch das Richtige tun, wenn man dafür Gefühl hat. Uli ist die christliche Seele des Ladens und so ist auch der Verkauf von Christophorusglocken deutlich gestiegen. Auf seinem Balkon ist er Kleinbauer und am Ende kommt das Chilliöl dabei raus, das aus meiner Küche nicht mehr wegzudenken ist. Aber er hat noch viel mehr Talente.
Zu Lothar:
Wer rastet, der rostet, und so unterstützt uns Lothar in den Spitzenzeiten und verbringt bei uns einige Zeit seines Unruhestandes. Lohthar ist nicht einfach nur älter geworden, er hat auch einen Fundus an Erfahrungen gemacht, der mich immer wieder beeindruckt. Von Landmaschinen in Frankreich verkaufen, als Deutsche dort (verständlicherweise) wohl eher noch vom Hof gejagt wurden, über Einsätze in Asien bis zum ersten Jahr seiner Pension, das er als deutscher Teil des zivilen Aufbaus in Afganistan verbracht hat. Und obwohl Lothar von uns der einzige ist, der ein Auto besitzt, so ist er doch viel mehr mit einem seiner vielen Räder unterwegs.